Drone Race in Riad
Ich habe
mal einen Spruch gelernt: Wenn das Ziel klar ist, entscheidet die
Organisation alles.
Nun bin ich im Zweifel: Erst September, dann November und nun doch Januar.
WorldCup angemeldet, Piloten eingeladen, Schiedsrichter eingeladen– das Ziel
ist klar.
Dann kam ganz lange
nichts. Es hieß, man bräuchte sich um nichts zu kümmern, Flug und Visum
werden organisiert.
Das Motto der Tage war: Wait and see.
Vier
Tage vor Abflug hatte ich ein Visum und zwei Tage vor Abflug ein
Flugticket, das mich aber zu spät ankommen ließe. Also selber suchen, Basel
Habib, dem Cheforganisator, den Vorschlag schicken, der hat den Flug gebucht und ich habe schon am
Montag meinen Flug für Dienstag.
Eine Stunde Aufenthalt in Istanbul hat leider nicht gereicht, mein Flug von
München hatte 40‘ Verspätung, die werden doch nicht bei der Deutschen Bahn
gespickelt haben!
Der Service
bei der TyrkishAirline ist super, nach 5 Stunden saß ich nun mit
Oscar, meinem Schiedsrichter-Kumpel, der auch in Istanbul gestrandet war, im
nächsten Flieger nach Riad, der war pünktlich, nette hübsche Araber lotsten
uns zum Hotel.
Dort hieß es dann wieder: Wait and see!
Die Zimmer waren noch nicht fertig. Nach 4 Stunden war auch das geschafft
und ich döste dem Meeting um 14.00 entgegen.
Das
Meeting war kurz und schmerzlos, es gibt einen Zeitplan und viele Infos
zum spaßigen Drumrum.
Unsere Abfahrt zum BoulevardCity, wo das Event indoor stattfinden soll,
verzögert sich mehrfach und dann war auch klar, wieso: Wir betraten eine
Baustelle
und
es empfing uns emsige Geschäftigkeit, bei der wir nur störten.
Die Fun-Zone außerhalb war bereits fertig und freute sich auf Besucher.
Nach und nach tröpfelten die Piloten ein, die letzten gegen Morgen.
Am
Donnerstag Processing im Schnelldurchgang, jeweils ein Copter mit
FailSave und LEDs wird kontrolliert, silbern markiert, Pilot in Liste
eingetragen und weiter. 143 Piloten in zwei Stunden war sportlich. Dann im
Tiefflug zum Venue, wobei Tiefflug relativ zu sehen ist. In Riad befindet
sich die derzeit weltgrößte aktive Park-Baustelle, der Sportsboulevard. Man
bebaut eine 135km lange Schneise kreuz und quer durch Riad mit über 50
Sportstätten, Parks, Kulturstätten usw. Das Verkehrsleitsystem um dieses
Megaprojekt herum ist für uns nicht durchschaubar, aber es funktioniert. Das
sollten sich die Stuttgarter mal anschauen.
Am Track angekommen. Wen wunderts: Wait and see. Der Bus mit den Piloten
musste anders fahren und das dauerte.
Man
hat in einem riesigen würfelförmigen Eventbauwerk einen atemberaubenden
Track gebaut mit 13 stehenden und 10 hängenden Hindernissen, super mit LEDs
beleuchtet und komplett eingenetzt was sich später als Zeitfresser
entpuppte. Das innen komplett schwarz gestrichene Gebäude ließ uns nichts
von der saudischen Sonne erleben, wir hatten eher ein Darkroom-Erlebnis).
Das
Team DDR (DutchDroneRacing) ist für die Zeitnahme verantwortlich und
macht einen professionellen Eindruck.
Die Schiri-Arbeitsplätze sind recht spartanisch: Ein Minimonitor für
jeden und ein Gemeinschaftsmonitor mit der simultanen Anzeige
der 4 Races. Die Beschaffung eines Druckers wurde zunächst zum
Problem, nach dessen Lösung versperrte er mir die
Sicht
auf den
Gemeinschaftsmonitor, was sich aber wegen zu kurzer Kabel nicht ändern ließ.
Das Video- und TV-Team ist das mit dem meisten Personal, schließlich soll
die Welt es erfahren, wenn in Riad Drohnen rasen.
Leider vertragen sich die Daten von der Zeitnahme nicht mit denen vom
Videoteam, so dass Namen und Zeiten nicht eingeblendet werden können.
16.30 Uhr ging dann endlich das Training los. Nun zeigte sich das
Netzproblem: Kleine Copter neigen dazu, sich möglichst weit oben in
das
Netz
zu verbeißen. Aber dafür gibt es ein spektakuläres Gerät namens ZOOMLION,
eine elektrisch fahrbare Hebebühne, mit deren Hilfe können Copter aus dem
Netz gepflückt werden. Nachdem das zweimal glückte hatte Zoomlion aber
keinen Strom mehr und die restlichen vier Copter mussten verzweifelt
blinkend im Netz übernachten, wahrscheinlich unter Aufopferung ihrer Akkus,
diese Spiel wiederholte sich noch öfter. De Videoqualität für die Piloten
und die
Judges
ist unterirdisch, beim hinteren Teil des Tracks gilt die
Devise: Flying an Judging by Hearing. 22.30 gings zurück zum Hotel,
Abendessen wird eh überbewertet.
Freitag - Neuer Tag – neues Glück.
Drei Qualificationrounds brauchen ihre Zeit, für Verspätung sorgte wieder
die längere Fahrt des Pilotenbusses, für Unterbrechungen sorgten die
Netzbesuche der Copter mit Zoomlion-Einsatz, der hatte in der 3. Runde keine
Lust und keinen Strom mehr und die Entscheidung hieß
aber: Durchhalten.
Ein
Akku im Race 28 sah das anders und ging nach einem Crash in Flammen auf und
sorgte für Aufregung. Hier erwies sich die Anordnung der Judges weitab von
den Piloten als ungünstig, so dass die Aufforderung zum sofortigen Landen
sehr spät ankam. Zum Glück hat nichts weiter Feuer gefangen.
Auffallend war die gute Stimmung auf der gut gefüllten Tribüne. Besonders
die saudischen Piloten, die zum Teil recht wenig Flugerfahrung hatten,
wurden frenetisch gefeiert. Ich habe dann gelernt, das Schild mit „GOAT“
heißt
„Greatest Of All Time“
Damit standen dann die 64 Finalisten fest, die fünf deutschen Piloten sind
alle noch dabei.
Am Samstag ging es dann zügig zur Sache, zum Leidwesen der Piloten mit
Single-Elimination, aber das war rechtzeitig angekündigt worden und die
Sache verlief relativ zügig und planvoll und 16.00 war es klar: Es gewinnt
MinhChan Kim (Korea) vor Kilian Rousseau (Frankreich) und Joaquin Ybanez
(USA).
Bis
zur Siegerehrung waren noch 3 Stunden Zeit, also machte ich mich mit der
Schieritruppe auf zu „Saudi-Arabien in 3 Stunden“. Wir erkundeten den
BoulevardCity, eine Mischung aus Shopping Mall und Freizeitpark mit einer
Seilbahnanbindung zum Vergnügungspark Boulevard World.
Pünktlich 20.00. Wir durften neben den Ehrengästen Platz nehmen,
Schirmherr des Ganzen war ein Mitglied der saudischen Königsfamilie,
genaueres konnte ich nicht erfahren. Es wurden Preisgelder für die Top 10 in
Höhe von insgesamt 1.300.000 SAR (ca 330.000 €) ausgelobt.
Außerdem gab es die Überreichung der Urkunde für den Eintrag ins
Guinness-Buch
der
Recorde für eine DroneRace-WorldCup mit den meisten
international vertretenen Nationen (49 Länder) Mit Goldregen und Konfetti
ging diese Veranstaltung schnell zu Ende, gefolgt von langwierigen
Fototerminen.
Dann erwartete mich eine lange bzw. kurze Nacht: 2.35 Uhr Abflug nach
Istanbul, Anschlussflieger wieder nicht erreicht, warten bis 12.45 Uhr am
Bosporus. Dann endlich nach München und nach Hause.
Insgesamt eine sehr ambitionierte Veranstaltung, die von allen Beteiligten
begeistert aufgenommen wurde.